Wie geht’s Dir? Gut. Passt schon. Alles wie immer.
Die meisten von uns kennen solche Antworten auf die Standard „Wie geht’s“-Frage, haben sie unzählige Male erhalten und selbst gegeben. Und sich vielleicht manchmal gefragt: Stimmt das eigentlich?
Je nach sozialem Kontext machen wir uns mit einfachen Antworten das Leben scheinbar leichter, halten uns den Fragesteller auf Abstand oder verraten schlicht nicht jedem Menschen alles über uns, das uns gerade beschäftigt. Das macht Sinn, denn so entscheiden wir selbst darüber, wie weit wir wann mit einem Menschen in Kontakt gehen, ob es gerade passt oder nicht.
Manchmal ist eine ‚Alles wie immer‘ Antwort aber auch Spiegel unserer eigenen reduzierten Selbstwahrnehmung. Je unbewusster wir unser Leben leben, desto weniger sind wir in der Lage zu formulieren was gerade los ist bei uns, was uns bewegt, worüber wir uns freuen oder traurig sind, was wichtig ist und was den Moment hier und jetzt unterscheidet von früher, gestern oder dem letzten Monat.
Wenn die Zeit zum ‚immer‘ wird verschwimmen einzelne Erlebnisse und Erfahrungen zu einem Brei, werden weniger greifbar.
Gleichzeitig bedeutet ein ‚immer‘ vielleicht, dass wir aus dem Spektrum unseres Selbst nur einen begrenzten Bereich wahrnehmen, den wir schon kennen. So glauben wir, dass wir in jeder Situation gleich agieren und gleich sind. Darin liegt ein Aspekt von Zuverlässigkeit, die in unserer Gesellschaft positiv besetzt ist und auch ein Gefühl von Sicherheit vermittelt – für uns selbst und unsere Umgebung.
Wenn jedoch jeder Moment und jede Situation einzigartig ist?
Dann gibt es keine Sicherheit in Form von Routinen und Konventionen. Stattdessen sind wir frei uns individuell, situationsgerecht neu zu orientieren und anders zu entscheiden als bisher und auch anders als in unserer Fantasie. Wir sind in der Gegenwart und in Kontakt mit unserer Umwelt. Und die ist niemals ‚wie immer‘, sondern immer neu.